Was haben Hasen und Bälle gemeinsam?

Diese Frage klingt zunächst so, als hätte ein durstiger Bargast sie einem anderen genauso durstigen Bargast gestellt und sich bereits freudig auf die Pointe vorbereitet. So fernab von Gut und Böse ist diese Frage für jedoch nicht – vor Allem nicht, für unsere Hunde.  Häufiger haben mir Hundebesitzer schon die Problembeschreibung gegeben, dass ihr Hund beim Gassi gehen stets an der Leine laufen muss, weil der Vierbeiner sonst allen Wildtieren die ihm so begegnen, sofort auf der Spur ist und sich in den meisten Fällen nicht mehr abrufen lässt. In einem großen Anteil der Fälle spielt der Mensch jedoch dabei keine unwesentliche Rolle. Er ist nicht nur dabei und versucht verzweifelt seinen Fiffi zurückzurufen, sondern er hat leider oftmals dazu beigetragen, dass Fiffi überhaupt so ein begnadeter Jäger ist. 

Der Jagdtrieb ist etwas, dass den Hunden von Geburt an mitgegeben wird. Es gibt durchaus Hunderassen, bei denen von diesem dem Verhalten, welches den Wölfen das Überleben sicherte, nur noch wenig übrig geblieben ist – dazu zählen vor allem die Herdenschutzhund-Rassen und ein paar Vertreter der “Gesellschaftsrassen” wie dem Havaneser und dem Mops. Allerdings kann man auch einzelne Exemplare dieser Rassen mit einem einfachen Trick zu ambitionierten Jägern erziehen – dem Ballspiel.

Per se sorgt das Werfen eines Balles nicht dazu, dass der Hund auf magische Art und Weise die Feinheiten des Jagens versteht und zu einem absolut unberechenbaren Raubtier wird – dennoch fördert die spielerische Jagd nach dem Ball das Vergnügen an diesem Verhalten, als dass es dies mindere. Es ist ähnlich wie bei Menschen – wenn jemand kein Instrument spielen kann, aber durch genug Versuche DAS INSTRUMENT gefunden hat, was ihm besonders viel Spaß macht, dann wird er sich auch dahinter klemmen um es zu lernen, wird beim Lernen Freude daran haben und immer besser werden. Irgendwann ist es nicht mehr notwendig, nach Noten oder “Play-Along”-Videos zu spielen, sondern der Mensch wird sich mit der Zeit einige Stücke merken können. Er hat die Fähigkeit erlangt, ein Musikinstrument zu spielen – etwas, dass er nicht automatisch konnte, sondern etwas, dass er erlernt hat weil er Spaß dabei hatte (hier alle Kinder und Erwachsenen ausgenommen, die man als Kind dazu genötigt hat, Blockflöte spielen zu lernen). 
Hat der Mensch dann sogar noch eine angeborene Begabung für Musik, so wird der Vorgang noch schneller gehen und das gelernte noch tiefer sitzen – im Umkehrschluss dazu, wird der Mensch diese Fähigkeit auch umso länger nicht mehr vergessen. 

Dieses Prinzip lässt sich, zwar nicht exakt, allerdings in ausreichendem Maße, auf den Hund übertragen. Wenn ein Hund keine, oder wenig Motivation hat um zu jagen  und der Mensch führt das “unkontrollierte Ballspiel” ein, werden genau die Fähigkeiten und Fertigkeiten des Hundes geschult, die er für diesen Zweck braucht. Unglücklicherweise fungiert hier der Ball auch als eine Art Beuteobjekt. Der Hund jagt dem Ball hinterher und ergreift es. Um dies zu schaffen lernt er, sich bewegende Objekte schneller zu erkennen, deren Bewegungsrichtung einzuschätzen und abzuwägen, wohin sich das Tier also Bewegen wird. Der Hund wird lernen während des Laufens Haken zu schlagen und sich voll und ganz auf die Beute zu konzentrieren und das solange, bis er den Hasen erwischt und zwischen seinen Fängen hat. Oh entschuldigung, ich meinte natürlich den Ball. 

Betrachten wir tatsächlich die Vorgänge, die das klassische “Ich werfe den Ball und du rennst hinterher”-Spiel ausmachen, so sind wir tatsächlich näher an einer waschechten Jagd, als wir beim Lesen der Überschrift noch gedacht hätten. Natürlich gibt es Variationen von Ball-Spielen, die “harmlos” sind und nicht dazu führen, dass wir unsere Tiere “verjagdlichen”, des weiteren werden verschiedene Hunde auf verschieden Arten und Weisen auf das Spiel reagieren – dennoch sei deutlich gesagt: 
Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Hunde durch das “unkontrollierte Ball-Spiel” eine größere Lust an der Jagd entwickelt, als zuvor. 

In Zusammenarbeit mit einem guten Hundetrainer können solche spiele jedoch auch genutzt werden, um den Jagdtrieb unserer Haustiere zu kontrollieren und in Bahnen zu lenken, die für uns tolerierbar sind. In vielen Fällen kann sich hier auch eine erstklassige Freizeitgestaltung für Mensch und Hund entwickeln, wenn die Jagd zusammen vollzogen wird. Denn sind wir doch mal ehrlich: Wenn unsere Hunde Spaß haben, dann machen wir doch umso lieber mit, als wenn unsere Hunde den Sinn hinter der Handlung nicht versteht. In verschiedenen Ansätzen des Anti-Jagdtrainings spielen solche Spiele sogar eine zentrale Rolle. Diese jedoch jederzeit abbrechen zu können ist die Hauptrolle.

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