Brut- und Setzzeit 2024 – Auf was Hundehalter in Bayern dringend achten müssen!

Seit dem 01. März herrscht wieder eine ganz besondere Zeit im Jahr – die sogenannte “Brut- und Setzzeit”. Im Folgenden erkläre ich euch, warum diese Zeit gerade für uns Hundehalter eine große Rolle spielt und worauf wir genau achten müssen um unsere Hunde und die Wildtiere zu schützen.

Was bedeutet “Brut- und Setzzeit”?

Die Zeitspanne vom 01. März bis zum 15. Juli wird als “Brut- und Setzzeit” bezeichnet. In dieser Zeit ist den Jägern das Bejagen von wilden Elterntieren strickt untersagt. Dies gilt sowohl für sogenanntes Haarwild (z.B. Rehe) und für Federwild (Vögel). Die allermeisten Wildtiere leiden im Winter große Not – Futter ist längst nicht in der Menge verfügbar, wie es im Frühjahr bis Anfang Sommer der Fall ist. Sogar Wasser ist je nach Gewässer schwierig aufzutreiben: stehende Gewässer können teilweise sehr dicke Eisschichten entwickeln, die für die Wildtiere unüberwindbar sind.

Im Jagdrecht heißt es:

In der Setz- und Brutzeit dürfen Elterntiere bis zum Selbständigwerden der Jungtiere nicht bejagt werden (§ 22 Abs. 4 BJG), sofern dies landesrechtlich nicht ausnahmsweise erlaubt ist. Solche Ausnahmen bestehen in Bayern für Wildkaninchen, Waschbären und Marderhunde (§ 19 AVBayJG).

Das Jagdverbot in der Setz- und Brutzeit schützt ausdrücklich nur die Elterntiere, nicht auch die Jungen. Nach dem Erlegen aller Jungtiere dürfen auch die Alttiere in den Setz- und Brutzeiten erlegt werden. Das Jagdverbot gilt auch für männliche Elterntiere, sofern diese an der Aufzucht beteiligt sind (Füchse!).

http://www.jagdrecht-bayern.de/jagd-3/jagd-und-schonzeiten/setz-und-brutzeit/

Als Faustregel für die Dauer dieser Schonzeit wird der Start der Setzzeit des Haarwildes auf den 01. März festgelegt. Das Ende der Brutzeit von Federwild liegt (pi mal Daumen) auf dem 15. Juli.

Diese Regelung gilt für Bayern!
Die Brut- und Setzzeit ist auf Länderebene geregelt. Somit hat jedes Bundesland seine eigenen Vorschriften. In Bayern geben die jeweiligen Kommunen die genauen Richtlinien vor. Informiere dich also bei deiner Kommune über entsprechende Vorgaben.

Ist während Brut- und Setzzeit Leinenpflicht?

Hund und Halter im Nebel Hundeschule Fellnase
Egal ob gute oder schlechte Sichtverhältnisse – du musst immer verhindern können, dass dein Hund Wildtiere jagt!

Das kommt auf das jeweilige Bundesland und die Kommune an. In Bayern gibt es keine gesetzliche Leinenpflicht während der Brut- und Setzzeit. Das bedeutet aber nicht, dass es eine gute Idee ist, seine Hunde in dieser Zeit freilaufend durch den Wald oder über Wiesen flitzen zu lassen.

Jeder Hund verfügt über Jagdinstinkte. Es ist bei manchen nur einfacher, diese zu wecken und in aktives Verhalten zu überführen, als bei anderen Hunden. Selbst wenn dein Hund noch nie einem Reh hinterher gerannt ist, oder sogar mal einen Hasen auf dem Feld stehen hat lassen, so kann immer dieser eine Tag kommen, an dem es sich dein Hund eben anders überlegt.

Haben Hunde einmal den Beutegeruch aufgenommen und ihr Ziel gesichtet, beginnt die Hetzjagd in Bruchteilen von Sekunden. Ist der Hund erst einmal gestartet, ist es in den allermeisten Fällen nahezu unmöglich den Hund zu stoppen und zurückzurufen. Sowohl für deinen Hund als auch für das Wildtier geht es jetzt um’s überleben. Was dein Hund zu diesem Zeitpunkt macht nennt man “Wilderei”.

Was passiert, wenn mein Hund ein Reh verfolgt?

Yorkshire Terrier auf Wiese Hundeschule Fellnase
Auch kleine Hunde können lebensgefährlich für Rehe sein!

Jäger sind Natur- und Tierschützer – allerdings vorwiegend von Wildtieren und nicht von wildernden Tut-nixen. Selbstverständlich sind Jäger dazu angehalten, nach Möglichkeit keine Haustiere zu töten, wenn dies nicht unbedingt notwendig ist, sondern diese stattdessen einzufangen. Jeder, dessen Hund schon einmal zu viel Freiheit geschnuppert hat und entlaufen ist wird aber wissen, wie schwierig es ist, selbst den eigenen Hund einzufangen.

Des Weiteren gibt es hier noch eine andere Problematik: Selbst wenn ein Hund ein Reh einholt, heißt das selbstverständlich nicht, dass das Reh direkt gerissen und gefressen wird. Die Gefahr für das Reh beginnt allerdings nicht mit der Schnauze des Hundes, sondern mit der Hetzjagd.

Nach dem Winter sind die meisten Hunde trotz der Futterknappheit in der Natur gut genährt. Kein Wunder – immerhin müssen unsere Hunde sich ihr Futter nicht selbst fangen sondern werden von uns gefüttert – und meistens auch mit einer großartigen Regelmäßigkeit. Das Reh hingegen hat im Winter Not gelitten und (wie eingangs beschrieben) wenig Nahrung und gegebenenfalls auch wenig Wasser zur Verfügung gehabt. Kurz gesagt kämpfen die Wildtiere im Winter um ihr Überleben. Sie befinden sich im konstanten Stress um Nahrungsquellen und Wasser zu finden.

Eine Hetzjagd kann diese unterversorgten Tiere nun so stark stressen, dass der Hund das Reh gar nicht erst erreichen muss um dieses zu töten. Jedes Jahr gibt es zahlreiche Fälle in ganz Deutschland, in denen Wildtiere qualvolle Tode durch den Hund sterben müssen. (Beispiel aus 2020: https://www.kurier.de/inhalt.kauerndorf-hetzjagd-traechtiges-reh-stirbt-qualvoll.8ec4dc65-92f1-4919-ade6-e444c16fcb82.html)

Wie schütze ich meinen Hund und die Wildtiere?

Hase auf Wiese Hundeschule Fellnase
Auch unsere heimischen Wildtiere haben ein Recht auf unbeschwerte Freiheit – nicht nur unsere Hunde!

Die Antwort ist relativ einfach, gefällt den meisten Menschen nur leider nicht:

Wenn ihr mit euren Hunden in der Natur unterwegs seit, behaltet eure Hunde an der Leine. Wer seinem Hund mehr Freiheit gestatten möchte, kann seinen Hund jederzeit an Schleppleine und Geschirr führen. Bei gut ausgebildeten Hunden muss man das ja nicht das ganze Jahr über so handhaben – aber eben wenigstens in der Brut- und Setzzeit.

Vielerorts gibt es inzwischen auch umzäunte Freilauf-Flächen für Hunde. In meiner Heimatstadt Amberg gibt es im Stadtgebiet eine Freilauf-Fläche ohne Umzäunung. Im Landkreis Amberg-Sulzbach gibt es nicht weit von der Stadt Amberg entfernt außerdem noch eine dieser Flächen mit Zaun um die Hunde daran zu hindern, ungefragt auszubüxen.

Natürlich ist es unglaublich wichtig, dass die Hunde auch in der Brut- und Setzzeit gut ausgelastet sind. Ein müder Hund ist ein “braver” Hund. Hat euer Hund zu viel überschüssige Energie, wird er versuchen diese in Aktivitäten umzusetzen. Häufig sind die Aktivitäten, die sich unsere Hunde selbst aussuchen inkompatibel mit unserer Menschenwelt und den Regeln und Erwartungen, die wir Menschen aufstellen. Es macht für den Hund einfach keinen Sinn, dem Reh, Hasen oder Marder, den er im Wald riecht, nicht nachzugehen. Logisch – wenn es bei uns in der Küche lecker reicht gehen wir sehr wahrscheinlich dem Geruch auch eher nach, als dass wir uns entfernen.

Die Auslastung kann für jedes Mensch-Hund-Gespann anders aussehen. Die einen gehen mit ihren Hunden gerne auf Sniffari (Schnüffel-Safari), die anderen tendieren zu Hundesport wie Agility oder Obedience. Ist sowohl Kopf als auch Geist meines Hundes bedient und angestaute Energie ist kontrolliert abgebaut worden, so sinkt die Wahrscheinlichkeit für jegliches Fehlverhalten dramatisch.

Woran erkenne ich, ob mein Hund “Wild” in der Nase hat?

Hund wittert Wildtier Hundeschule Fellnase
Schnüffelt der Hund in die Luft, so hat er wahrscheinlich Wildgeruch wahrgenommen.

Mutige Hundehalter die ihren Hunden auch während der Brut- und Setzzeit stark vertrauen, sollten dennoch genau auf die Körpersprache ihrer Hunde achten:

Die Hetzjagd beginnt meistens deutlich weniger überraschend, als wir zugeben möchten. Die Jagdsequenz des Wolfes beginnt mit einem ungerichtetem Suchverhalten, in welchem das Tier sich erstmal “umriecht” ob sich etwas jagdbares in der Nähe befindet. Dieses Verhalten äußert sich durch ein “zielloses” schnüffeln der Hunde. Häufig ist diese Sequenz auch noch von anderen Verhaltensweisen wie Markieren oder Kommunikation mit Sozialpartnern begleitet.

Den Übergang in zielgerichtetes Suchen bildet das sogenannte “Wittern”. Der Hund streckt dabei auffällig seine Nase in die Luft. Er hat etwas gerochen und Versucht nun die Richtung seines Zielobjektes zu bestimmen, in dem er seine Nase in den Himmel richtet und Luft aus allen Richtungen in seine Nase strömen lässt. Der Geruchssinn unserer Hunde ist für uns nahezu unbegreiflich. Dazu folgt an späterer Stelle von mir noch einmal eine genaue Ausführung :).

Sind also zunächst “unerklärliche” Veränderungen im Verhalten unserer Hunde zu erkennen, sollten wir genau Ausschau halten und unserer Hunde am besten spätestens jetzt mit einer Leine sichern. Kein Mensch hat Lust, sich dem Stress auszusetzen, seinen jagenden Hund wieder aufzutreiben und zu hoffen, dass kein anderer Hundehalter, Förster, Jäger oder andere Waldbesucher mitbekommen, wie man seinen Hund einfängt.

Fazit

Wir Hundehalter haben in der Brut- und Setzzeit die Verantwortung, Wildtiere vor unseren Hunden zu schützen. Insgesamt sollte es eine der Hauptaufgaben eines jeden Hundehalters sein, alle Lebewesen soweit vor seinem Hund zu schützen, dass Mitmenschen, Haustiere von Mitmenschen und Wildtiere ungestört ihrem Leben nachgehen können. Alle Lebewesen haben das gleiche Recht auf Freiheit. Jeder sollte also bemüht sein, allen anderen die gleiche “Freiheit” zu ermöglichen, die auch wir selbst gerne erleben möchten.

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FAQ – Brut- und Setzzeit

Muss der Hund während Brut- und Setzzeit an die Leine?

Nein. Jedenfalls nicht pauschal. Bei Hunden, die dazu tendieren Wildgeruch nachzugehen und auf Sichtung diesem auch nachzujagen, ist es jedoch stark zu empfehlen.

Wer legt fest die Leinenpflicht fest?

Länder & Kommunen.
Am besten bei der Kommune eures Heimatortes die notwendigen Informationen einholen. Das gilt übrigens auch, wenn ihr mit dem Hund verreist 🙂

Was machen, wenn der Hund plötzlich jagt?

Faktisch kann man nicht viel machen. Die meisten Hunde hören den Halter nicht mehr, wenn sie sich in der Jagdsequenz befinden. Dennoch würde ich stark empfehlen wenigstens den Versuch eines Rückrufs zu starten. Ist nämlich ein Jäger oder anderer Hundehalter in der Nähe, so sieht dieser, dass ihr zumindest versucht, eure Hunde zurück zu bekommen.

Darf der Jäger meinen Hund erschiessen?

Ja. Zumindest in Bayern.
Jäger sind dazu angehalten die Natur und ihre Bewohner zu schützen. Immerhin darf ein Jäger auch nicht jedes Wildtier einfach so schiessen.
Hetzen eure Hunde (egal wie groß) Wildtieren hinterher, sind die Jäger zwar angehalten den Versuch zu starten eure Hunde einzufangen. Allerdings müssen wir zugeben, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch einen mittelgroßen Hund (z.B. Appenzeller Sennenhund) in unwegsamen Gelände einfängt sehr gering ist. Der Jäger wird also den Lösungsansatz mit der höchsten Erfolgsquote verfolgen.

Wann ist Brut- und Setzzeit?

01. März bis 15. Juli

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